Neuss – Austragungsort des Novesia Cups

Am Südrand des Niederrheinischen Tieflandes liegt das Städtepaar Düsseldorf Neuss, das hinsichtlich Entstehung und spätere Bedeutung eine höchst unterschiedliche Geschichte aufweist. War das in Anbindung an das befestigte Römerlager Novesium (hieraus leitet sich der Name des Pokals ab) entstandene Neuss schon im Mittelalter eine blühende Handelsstadt, so vollzog sich die Entwicklung Düsseldorfs erst in spätmittelalterlicher Zeit, nachdem das kleine Fischerdorf an der Düssel von den bergischen Grafen und Herzögen im Jahre 1288 zur Stadt und vom 15. bis 18. Jahrhundert zur Residenz erkoren wurde. Auch heute ist das heute rd. 150 000 Menschen zählende Neuss sicherlich mehr als eine Nebenstadt von Düsseldorf. Lediglich die nordöstliche Neusser Stadtgrenze verläuft durch übergreifende und funktional sich ergänzende Industrie- und Wohngebiete. Ansonsten bildet der Rhein eine recht markante, wenn auch mit Hilfe zahlreicher Brücken gut zu überwindende Trennungslinie.

Das vom heutigen Stadtkern des Mittelzentrums Neuss etwa 2 km entfernte römische Militärlager stellte lediglich einen lockeren Bezugspunkt zur zivilen Römer- und späteren fränkischen Siedlung am heutigen Büchel dar. Die Entwicklung zu einem blühenden Handelsort verdankt die Stadt in erster Linie dem Umstand, dass entlang der heutigen Niederterasse des Rheins der Fernhandelsweg Nijmegen-Neuss-Köln verlief. In Nachbarschaft dieser Achse, der heutigen Oberstraße, Büchel und Niederstrasse, entstand die mittelalterliche Stadt, deren Ausdehnung anhand des Verlaufs der Promenaden bzw. ringförmiger Straßenzüge (Batterie-, Hafen-, Hamtorwall-, Promenadenstraße) fassbar ist. Von den historischen Zeugen sind nur noch wenige Relikte erhalten. Die spätromanische Gewölbebasilika St. Quirin mit dem Immunitätsbereich erinnert eindrucksvoll an die einstige Stellung als kirchliches Zentrum und Zollstätte im kurköllner Territorium. Bescheidene Überreste der mittelalterlichen Befestigungsanlagen (Obertor, Stützbögen, Wehrtürme) zeugen von den Auseinandersetzungen, die Neuss im Verbund mit Köln zu überstehen hatte. Auch von der für Neuss einst so charakteristischen Bausubstanz des 17. und 18. Jahrhunderts (Giebelhäuser) sind nur wenige in der Michael, Ober- und Niederstraße sowie am Büchel erhalten geblieben.

Nach der bereits angesprochenen Rheinstromverlagerung erlebte die Stadt trotz zahlreicher Gegenmaßnahmen, u.a. wurde die Erft in das alte Rheinbett umgeleitet, einen wirtschaftlichen Niedergang. Neuss behielt den Status einer sog. Ackerbürgerstadt über lange Zeit. Erst während der Besetzung durch die Franzosen später durch die Preußen ergaben sich nach Abbruch der Stadtbefestigungen neue wirtschaftliche und städtebauliche Anstöße. Das rasche Wachstum der Stadt in nördlicher und westlicher Richtung wurde durch die einsetzende Industrialisierung in Verbindung mit dem Eisenbahnbau seit 1852 und dem Hafenausbau seit 1881 erheblich forciert. Weitere Veränderungen erhielt das Stadtgebiet im 20. Jahrhundert durch die Eingemeindung gewachsener, heute städtisch geprägter Dorfstrukturen (1913: Neusserfurt, Vogelsang und Buschhausen; 1929: Grimlinghausen, Uedesheim, Weckhoven; 1975: Holzheim, Grefrath, Norf, Rosellen, Hoisten, Speck, Wehl, Helpenstein, Teile von Kaarst). Die Anlage der südlichen „Vorstädte“ Reuschenberg und Gnadental geht hingegen auf die Gartenstadtidee der 30er Jahre zurück. Als recht junge Stadtausbauten treten uns die Trabantenstadt Erfttal sowie das „Rheincenter“ mit den vielseitigen Einzelhandelsstrukturen und den nahegelegenen Industrie- und Gewerbereserveflächen im Hammfeld entgegen. Hier haben sich in jüngster Zeit namhafte Firmen angesiedelt.

 

Auszug aus: Dr. Vossen, Nordrhein-Westfalen, Klett-Verlag/Länderprofile